Abenteuer vor der Haustür

 

"Erinnern Sie sich noch an die Spiele, die Sie in Ihrer Kindheit draußen gespielt haben?"

Auf diese Frage berichten Erwachsene, wie lebendig und fest verankert die Naturerfahrungen ihrer Kindheit auch nach vielen Jahren noch sind. Es wurde auf der Strasse gespielt, Bäche in kleine Stauseen verwandelt, hohe Bäume als Aussichtstürme erklettert, versteckte Lager und Hütten im Wald gebaut, Tierspuren verfolgt, bunte Blumen gepflückt und vieles mehr.

Was werden die heutigen Kinder wohl über ihre Naturerfahrungen - später als Erwachsene -  berichten können? Werden die Erwachsenen von morgen noch begeistert von ihren Abenteuern in geheimnisvollen Hecken und Wäldern berichten, von den gemeinsamen Spielen auf blühenden Frühlingswiesen oder ihren ersten spannenden Begegnungen mit den eigentümlichsten Insekten?

Oder werden ihre Antworten geprägt sein vom Mangel an Naturerlebnissen, weil dazu keine Zeit war und weil die Ersatzerlebniswelten »Fernsehen« oder »Computer« leichter zugänglich waren?

Kindheit hat sich in den letzten 20- 30 Jahren stark verändert

Neben der familiären Situation: EINeltern- oder Patchworkfamilie, Berufstätigkeit beider Eltern sowie die vermehrte Betroffenheit von Arbeitslosigkeit & Sozialhilfe - ist ein starker Verlust an eigenständiger Mobilität und damit verbundenen Bewegungserfahrungen zu beklagen.

Selbst im direkten Wohnumfeld, das immer dichter bebaut wird, ist der Lebens- und Erfahrungsraum der Kinder zu "Spielplatzreservaten" geschrumpft.

Die Folge ist eine Verhäuslichung und Verinselung der Kindheit, mit zunehmendem Verlust an Erfahrungen aus 1. Hand.

An deren Stelle sind mediale Reizüberflutungen aufgrund eines zu hohen Fernseh-, Video/DVD- und Computerkonsums getreten, die u.a. Ursachen verschiedenster Auffälligkeiten sind.

Kinder sind heute:

verstärkt Verhaltensauffällig

reagieren bei kleinsten Belastungen aggressiv

schwer in die Gemeinschaft zu integrieren

in ihrer Wahrnehmung reduziert

in der Bewegungsgeschicklichkeit unterentwickelt

sprachgestört

Kinder wissen heutzutage zwar, wie Löwen und Elefanten aussehen und können Fernbedienungen handhaben, die selbst Erwachsenen Schwierigkeiten bereiten - kennen aber die heimische Tier- und Pflanzenwelt kaum noch.

Kinder von heute brauchen aber die Natur, um zu lernen, als Erwachsene von morgen verantwortungsvoll zu leben und zu handeln. Wir als Erwachsene von heute brauchen beide: die Natur als Grundlage jeglichen Lebens und die Kinder, um nicht zu verlernen, dass wir Verantwortung tragen für unsere Umwelt und unsere Zukunft.

Dieser Verantwortung entspricht auch, wenn z.B. als Einstieg dass Wohn- oder Kindergartenumfeld zum einem Streifraum wird, indem wir gemeinsam mit den Kindern auf eine Entdeckungsreise gehen und ihrem angeborenen Forscherdrang, unter Einbeziehung all ihrer Sinne, wieder Raum geben.

Helfen wir unseren Kindern wieder zu erleben -

wie sich das feuchte schlängeln eines Regenwurmes in der Hand anfühlt,

wie schön von Morgentau benetzte Spinnennetze aussehen, die gerade Sonnenstrahlen einfangen,

mit nackten Füßen durch einen gurgelnden Bach zu waten, Steine zu einem Damm aufzuschichten und die Rindenschiffchen schwimmen lassen,

einem Specht beim Klopfen zu zuhören und die Ameisen beim Bau ihres Hügels beobachten,

auf dem gefällten Baumstamm zu balancieren und über die Pfützen vom letzten Regen springen,

singend durch die Wiese zu streifen, das Summen der Bienen beim Flug von Blume zu Blume im Ohr und vor den Augen das Tanzen der Schmetterlinge.

 

Naturkontakte sind überall und jederzeit möglich, sei es im Hausgarten, im Außengelände von Kindergärten oder Schulen, ja — manchmal mitten in der Stadt.

Aktivieren wir doch unsere Sinne und wir finden immer wieder aufs neue ins Wunderland Natur, als VORbilder für unsere Kinder.